von Tino Nowitzki

Gang rein. Gas geben. Sich wie in einer Rakete fühlen: Wenn Micha Vogt mit seinem Dragster-Rennwagen losprescht, dann hat das mit normalem Autofahren nichts mehr zu tun. Soll es aber auch nicht. Denn der Mann aus Adelheidsdorf (Landkreis Celle) geht einem besonders rasanten Hobby nach: Dem "Drag-Racing". Dabei fahren meist extrem aufgemotzte Wagen auf schnurgerader Strecke um die Wette. Und es geht nicht darum, wer das am schönsten oder längsten kann. Was auf der "Viertel Meile" genannten Kurzstrecke zählt, ist pure Geschwindigkeit. Ein normaler Alltagswagen reicht da natürlich nicht. Deswegen hat das Auto von Micha Vogt auch nicht 200, 300 oder 500 PS. In seinem uralten Chevrolet Bel Air röhren und fauchen 2.400 Pferdestärken unter der Haube.

"Pausenlose Tritte in den Magen"

Es ist eine Sucht - nach immer höheren Geschwindigkeiten. Das gibt Hobby-"Drag-Racer" Micha Vogt gern zu. Denn wenn er und sein Team der "Race Antz" bei einem Rennen auftauchen, wollen sie keine kleinen Brötchen backen. Da geht es nur darum, den eigenen Wagen auf Hochgeschwindigkeit zu bringen und mit der Nase vor dem Auto nebenan im Ziel zu landen. Klar, dass bei einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde schon einmal heftige Gefühle aufkommen: "Das ist immer wahnsinnig aufregend", sagt Vogt. Wenn sein 2.400-PS-Bollide aus dem Stand mit 5.000 Umdrehungen nach vorne zieht, merke man die gewaltige Kraft des Wagens: "Es ist, als ob dir jemand in den Magen tritt. Und es hört 400 Meter lang nicht auf." Offenbar aber kein Grund für den Adelheidsdorfer, das Drag-Racing sein zu lassen. Im Gegenteil: Immer höhere Geschwindigkeiten, ohne ein Limit - das sei der Reiz beim Drag Racing: "Es geht darum, deinen Wagen immer schneller die Strecke herunter zu prügeln", so Vogt.

"Ratten-Look" statt schickem Chrom

Ansporn genug, aus einem alten Schlitten ein PS-Monster zu machen. Im Amerika der 1950er-Jahre galt der Bel Air als schicke Familien-Limousine - mit Chrom verzierten Stoßstangen und Sitzen aus Vinyl. Der Chevrolet, den Micha Vogt vor ein paar Jahren kaufte, war zuvor schon als Rennauto in den USA unterwegs. Geliefert wurde er jedoch ohne Motor - und glänzend-weiß lackiert. Für den gelernten Automechaniker kein Problem: Seit über 15 Jahren macht Vogt aus alten US-Wagen Rennautos. Und so bekam auch dieser Chevy von ihm erst einmal einen neuen Turbo-Motor, ein tiefer gelegtes Dach und Monster-Reifen. Und auch der neue "verrostete" Look ist Absicht: "Rat Rodding" nennt sich das und ist ebenfalls ein Trend aus den USA.

Bio-Ethanol statt Renn-Benzin

Seitdem zieht er mit seinem Extrem-Chevy nicht nur auf den "Dragstrips" genannten Rennstrecken die Blicke auf sich. Micha Vogt hat das "rostige" Biest auch schon auf den Landstraßen ringsum Celle spazieren gefahren. Mit der Polizei gibt es keine Probleme, denn der Wagen hat tatsächlich eine Straßenzulassung. Und schluckt schnödes Bio-Ethanol statt Renn-Benzin. "Das ist viel billiger", sagt Micha Vogt und fügt mit einem Grinsen hinzu: "Natürlich ist es auch der Umwelt zuliebe." Die Reaktion der Leute, wenn er damit an der Tankstelle vorfährt, ist jedenfalls eindeutig: "'Der sieht aus wie aus einem Comic', sagen die dann." Ansonsten hält der "Drag-Racing"-Fahrer nicht viel von Rennwagen auf der Straße. Seine Empfehlung an Menschen, die an illegalen Straßenrennen teilnehmen: "Kommt lieber auf den Dragstrip. Da könnt ihr euch mit echten Gegnern messen!"

Quelle:
www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Geschwindigkeits-Kick-mit-2400-PS,chevy100.html